Gut und böse / Denis Bury
Gut und böse. Schön und hässlich. Groß und klein. Clint Eastwood gegen Ganoven. James Bond gegen Dr. No. Katholiken gegen Protestanten. Biobäcker gegen Discount-Back-Kette. “Choose your enemy as well” sagen die Amerikaner. “Wo ein Körper ist, kann kein anderer sein”, sagt Newton.
Sich abzugrenzen ist ein Streben nach Individualismus – im besten humanistischen Falle. Kann aber auch Amtsanmaßung, Taktierung, Vorteilserkämpfung, Machtspiel sein. Was hat der Süden, was der Norden nicht hat? Das kann man auch rumdrehen: Was gibt es nicht im Süden, was aber im Norden? Oder noch etwas nüchterner: Was zeichnet etwas aus? “Edel sei der Mensch, hilfreich und gut”. Das war auch mal so eine Vorstellung (Goethe). Derzeit stellt man sich so vor: Alles-Klar-Daumen, lasziver Blick in einen Bildsensor, ev. Sonnenbrille, Hintergrund wahlweise Großstadt, Meer oder Peer-Group.
Ganz demokratisch betrachtet ist es ja ganz nett, das alle wieder gleich erscheinen, die Muster der Selbstdarstellung sozial unterschiedener Gruppen sich ähneln. Absurd wird es wieder, wenn der Gangnam-Style – eigentlich als Karikatur gedacht – gerade deswegen getanzt wird, weil man die Klamotte der vermeintlich angestrebten höheren Schicht tragen kann.
Vielleicht ist es ganz gut, das es Grenzen gibt: Berge, Wasser, Autobahnen. Aber dann müssen auch gleich wieder Brücken gebaut werden: über das Wasser, unter der Autobahn, Tunnel durch den Berg. Das ist immer Arbeit. Machen auch die Sozialarbeiter. Politiker. Was kann also die Installation von Andreas Golinski sein?
Erstens: Ein Indikator. Der Essener Süden: geputzte Oberschicht. Der Norden: Oberschichtenstreber. Oder gerade nicht.
Zweitens: Ein Indikator. Aha: das habe ich gerade Gedacht. Na gut. Dann verändere ich mal meinen Standpunkt: Da ist eine Tür. Ich kann mich also in etwas begeben. Oder aus etwas. Vielleicht interessiert sie mich aber auch gar nicht so sehr. Denn ich fühle mich ganz wohl in dem in was ich bin. Oder ich sehe die Tür gar nicht.
Ich bin von etwas umgeben. So sieht es hier aus. Vielleicht könnte man den Putz streichen. Vielleicht sollte man das wirklich mal tun. Also jemand sollte mal den Putz streichen. Vielleicht würde ich es auch tun. Macht jemand mit? Und wie kann das gehen? Vielleicht schauen deswegen manche hier so. Ja gut, da liegt auch was rum.
Unseren Garten haben wir neulich von einem Landschaftsgärtner neu anlegen lassen. Jetzt ist doch alles etwas aufgeräumter, mehr Platz, auch zu den Nachbarn. Außerdem passt der Pavillon für das Gartenfest dann auch besser. Sollte es regnen.
Klischees sind wichtig zur schnellen Situationseinschätzung – also überlebenswichtig. Sie kristallisieren sich heraus. Grenzen forcieren Sie. Grenzen wie es eine Verkehrstrasse sein kann. Eine Eisenbahnlinie. Nicht nur im Ruhrgebiet markieren diese verschiedene Viertel und Szenen. Aber Sie sind hier besonders deutlich.