WIEN – ANBIEDERUNG AN DIE EWIGKEIT

Andreas Golinski (*1979/D) gehört derzeit zu den interessantesten deutschen Nachwuchskünstlern. In Mailand und Essen lebend, vollzieht er in seinem Werk einen Brückenschlag zwischen der italienischen Arte Povera und einem konzeptuell angelegten Minimalismus. Das radikal Neue in Golinskis künstlerischer Arbeit begründet sich in der Direktheit, mit der er mittels einer harten Materialsprache äußerst sensible Beschreibungen von der Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz entwirft.

In der Ausstellung setzt sich Andreas Golinski mit dem fast vergessenen Wiener Architekten Rudolf Perco auseinander. Der Otto Wagner-Schüler verschränkte klassizistisch-mo­nu­men­tale Elemente mit den utopisch-visionären Ansätzen der Neuen Sachlichkeit. Die megalomanen Dimensionen seiner Entwürfe, führten dazu, dass viele seiner Projekte unvollendet blieben. Das Verhallen von Percos kühnen Visionen im Nichts charakterisiert die Tragik seines Schaffens, wie auch das Trauma seines Lebens.

 

Andreas Golinski hat sich für die Ausstellung auf eine intensive Spurensuche begeben, in der er Fotos sowie Kopien von Zeichnungen und Plänen Rudolf Percos zu Collagen verarbeitet. Im Zentrum der Galerie befinden sich sieben Säulen, die für die einzigen je realisierten Projekte des Architekten stehen. An den Wänden entwirft der Künstler eine düstere Szenerie, in der sich wie in einem Traum Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Projektion miteinander verspinnen und gegenseitig aufheben. Golinski schafft so einen eindrucksvollen Erinnerungsraum, in dem sich seine Bilder und Objekte zu einem dichten, erzählerischen Geflecht über das tragische Leben und Wirken des Architekten verweben. 

Friederike Nymphius